Aufatmen oder Luft anhalten – Gentechnik auf Lebensmittel in Europa vor dem Aus?

Anbau von Monokulturen, selbst für Unkraut ist kein Platz. ©Arno Kuss
Anbau von Monokulturen, selbst für Unkraut ist kein Platz. ©Arno Kuss

(ARK) Der Agrarriese und Gentechnik Konzern Monsanto wird alle bis dato gestellten, beziehungsweise im Verfahren schwebenden Zulassungsanträge für genetisch veränderte Nutzpflanzen für Europa zurückziehen. Auf den ersten Blick eine gute Meldung, genauer betrachtet handelt es sich dabei wohl nur um einen strategischen Schachzug.

Wir befinden uns in einem Zeitalter, in welchem Lebensmittel kein freies Gut, sondern ein großer Wirtschafts- und Machtfaktor ist. Unternehmen wie Syngenta, Bayer, Monsanto und eine Reihe weiterer Konzerne stärken ihre Macht in dem sie gentechnische veränderte Nahrungsmittel entwickeln und sich patentieren lassen, gleichzeitig bauen sie eine Doppelstrategie auf. Zu den genetisch veränderten Nutzpflanzen, werden chemikalische Insektiziede vertireben (eine Win-Win-Startegie). Offiziell heißt es, damit würde der Welthunger bekämpft, tatsächlich stehen rein wirtschaftliche Interessen im Fokus und das amerikanische Unternehmen Monsanto geht dabei so aggressiv vor wie kaum ein anderes. Vor einigen Wochen wurde der Agrarmittel Konzern mit einem bekannten Preis der Lebensmittelbranche ausgezeichnet. Wie sich schnell herausstellte, gehört Monsanto selbst zu den Geldgebern und Unterstützern dieser Gesellschaft. In den Vorjahren wurden hohe Summen gespendet. Eine Gabe, die sich nun ausgezahlt hat.

Nun verkündet Monsanto medienwirksam den Rückzug vom Vorhaben auch in Europa die eigenen, patentierten Gen-Produkte anzubauen und anzubieten. Der Gentechnik-Experte von Greenpeace Dirk Zimmermann nennt diese Entscheidung einen konsequenten Schritt in Richtung einer Totalaufgabe der ruinösen Gentechnik-Sparte Monsantos in Europa. Kritiker und Lebensmittelrechtler stellen sich vehement gegen die Überzeugungsarbeit des Konzerns. Im Gegensatz zu Amerika wird in Europa viel Aufklärungsarbeit geleistet und damit der Widerstand der Öffentlichkeit gestärkt. Keine guten Zeiten also für Unternehmen, die versuchen die Lebensmittelechtheit durch Gentechnik zu unterwandern und vor allem, darauf Eigentumsrechte zu etikettieren.

Transatlantisches Freihandelsabkommen zur Stärkung der USA

Vor einigen Wochen erklärte Monsanto bereits schon einmal den geplanten Rückzug aus Europa. Dies wurde nun wiederholt. Es heißt, das Unternehmen werde nicht weiter gegen Windmühlen kämpfen. Mit Sicherheit dürfte der strategisch erfahrene Konzern damit aber keineswegs das Geschäft und die damit verbundene Macht in Europa aufgeben wollen, sondern vielmehr auf den aktuellen Handelspakt zwischen Europa und den USA setzen. Im Freihandelsabkommen, das kürzlich in Washington durch den PRISM- und NSA-Skandal belastet in die erste Runde startete, stehen die Geschäftsbeziehungen beider Kontinente auf dem Prüfstand. Den amerikanischen Handelspartnern aus der Politik ist das Geschäftsgebaren von Monsanto nicht fremd und es ist davon auszugehen, dass dort die Gentechnik aus dem Hause Monsanto propagiert und der Handel damit vorangetrieben wird. Europa braucht den Absatzmarkt in den Vereinigten Staaten, die USA können das als Druckmittel für die eigenen Wirtschaftsinteressen wahrnehmen.

Dass solch ein transatlantisches Abkommen keineswegs und zwangsläufig beiderseitig von Vorteil ist, zeigt das Nordamerikanische Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Im südamerikanischen Land wird kaum noch der eigene, als Handels- und Kulturgut wichtige Mais gehandelt. Die USA überschwemmen den Markt mit Eigenem und durch das Freihandelsabkommen subventionierten transgenem Mais. Natürlich stehen die Unternehmen wie Monsanto hier als wirtschaftlicher Faktor im Hintergrund. Von dort wird die Macht in die eigentlich beabsichtigten Bahnen gelenkt. Das ohnehin wirtschaftlich schwache Land Mexiko wird mit dieser “Kneifzange“ als Werkzeug zur globalen Interessenvertretung gezwungen. Diese Taktik greift bereits auf den Rest Südamerikas über.

Die Meldung das Monsanto sich aus Europa zurückziehen wird, darf also getrost als strategischer Schachzug eines wirtschaftlich bestimmten Eroberungsfeldzuges interpretiert werden.

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